Bruzzeln, Köcheln, Tafeln

 

Man vergisst den Augenblick nie, an dem man sich der idyllisch gelegenen Molino Madrigale das erste Mal nähert,  den Bach mit einem Brücklein überquert

Einfahrt neu

 

und die von Hans und Fiorella Krivy liebevoll restaurierten Gebäude aus Bruchsteinen bewundert, die aussehen, als hätten sie schon viele Jahrhunderte überdauert. Der Empfang ist überaus herzlich.

Es heißt, der Duft eines Rosmarin- oder Origanozweiges weckt mehr Erinnerungen an kulinarische Freuden als jedes Urlaubsfoto. Das ist wahr. Nirgends sonst außer in der Molino Madrigale bei Hans und Fiorella haben wir eine ganz zwanglose Einheit aus Wohnen, Umgebung, Gespräch, Kultur, Witz und Essen und Trinken als gemeinsames Erleben genießen können: Die Jahreszeiten bestimmen die Speisen – Kräuter, Salate, wilder Spargel, Pilze, Früchte, oft gesammelt an den Hängen rings um die Molino. „Einfache“ Zutaten wie Olivenöl, Brot, Gewürze werden nach Duft, Farbe, Geschmack, Konsistenz getestet. Das steigert das Entdeckerglück („Habt ihr das schon mal gegessen?“), die Freude auf den Genuss wächst beim Vorbereiten, Brutzeln, Köcheln, Probieren und Schmecken.

Nichts ist festgelegt, fertig, endgültig. Überlegen, suchen, prüfen, riechen, schmecken … gemeinsam genießen, was man zusammen geschaffen hat. Dabei wird in geselliger Runde über das Essen und den Wein geplaudert, Neugier geweckt. Man lernt sich kennen und kommt sich näher, entdeckt gemeinsame Vorlieben.

Die Küche wird beim gemeinsamen Kochen zum Zentrum der Kommunikation, selbst Ungeübte schnibbeln Zwiebeln oder Möhren, andere naschen hier und da oder trinken schon einmal ein Gläschen Wein und feuern die Kochkünstler mit verbalen Einlagen an – eine scheinbar unerschöpfliche Vorratskammer hilft mit selbst eingelegtem Gemüse, hausgemachten Marmeladen, bestem Olivenöl und Wein. Was die Natur nicht unmittelbar bietet, hält die Vorratskammer bereit. Und – über allem – das Credo von Hans und Fiorella: Jedes Gericht ist nur so gut wie die Qualität der Zutaten.

Also beginnt das gute Essen schon beim Einkauf bester Produkte, möglichst aus der näheren Umgebung oder bei bewährten Lieferanten.

Und wenn Fiorella sich beim abendlichen Gespräch völlig unvermittelt an Hans wendet: „Wir könnten doch mal wieder ein Fischessen machen“, dann weiß der Gast: Bald wird wieder gesucht, geprüft, geschmeckt, probiert, gebrutzelt, geköchelt und – getafelt.

Ekkehard Beck